Jürgen Terhag

Live-Arrangement – Von der Keimzelle zum Musikstück

Live-Arrangements verbinden Kompositions- und Arrangiertechnik mit pädagogischem Handeln. Ziel und Ergebnis sind Musikstücke, die spontan und prozessorientiert während der Einstudierung entwickelt werden. Alle Mitmachenden haben so kreativen Anteil am schöpferischen Geschehen.

Beschreibung

Das Erfinden, Variieren und Anleiten von Live-Arrangements stellt das inhaltliche Zentrum der Reihe zum kreativen Gruppen- und Klassenmusizieren dar. Die hier dargestellten Grundsätze und Methoden lassen sich praktisch auf alle Formen des Musizierens in großen Gruppen übertragen und sind damit für alle musikpädagogischen Tätigkeitsfelder besonders fruchtbar.

Trotz aller guten Vorsätze steckt das Klassen- und Gruppenmusizieren in der Realität meist voller Probleme: So ist beispielsweise das Instrumentarium in einem schlechten Zustand oder nicht vorhanden, die Räumlichkeiten sind zu eng oder zu wenig flexibel, die Lerngruppen zu groß und zu heterogen. In Streicher-, Bläser- oder anderen Musikklassen werden einige dieser Probleme durch Vereinheitlichung gelöst, dies geschieht aber meist auf Kosten der musikalischen und lebensweltlichen Relevanz und oftmals unter Vernachlässigung weiter Felder eines ganzheitlichen kompetenzorientierten Unterrichts.

Vor diesem Hintergrund wäre es eigentlich erforderlich, für jede einzelne Lernsituation mit ihren spezifischen instrumentalen, räumlichen und personellen Bedingungen ein passendes Arrangement maßzuschneidern. Um diese unmöglich zu leistende Aufgabe dennoch zu meistern wurde die Methode Live-Arrangement entwickelt. Sie beschreibt die Möglichkeit, für nahezu jede Gruppe ein passendes, gut klingendes Arrangement zu finden, und zwar während des Musizierens und durch das Musizieren.

Um in diesem Sinne spontan aus dem Stegreif musizieren und Musik anleiten zu können, sind bestimmte Kompetenzen erforderlich, die mit diesem Buch vermittelt werden. Zunächst ist eine möglichst genaue Kenntnis des Instrumentariums notwendig – man sollte alle verwendeten Instrumente soweit bedienen können, dass man erste Spielversuche anleiten und korrigieren kann. Instrumentenkenntnis der Anleitenden ist insoweit wichtig, um abschätzen zu können, wo die instrumentenspezifischen Schwierigkeiten einer Stimme liegen. Dann kann schnell vereinfacht oder erschwert – also differenziert – werden.

Zumeist ist es besser und einfacher, ein Live-Arrangement ohne Noten durchzuführen. Durch eine vorherige schriftliche Fixierung geht schnell der Funke der Spontaneität und somit der entscheidende Live-Charakter verloren. Die visuelle Aufmerksamkeit lenkt zudem oft vom Hören ab, was die Möglichkeit erschwert, Varianten aus der Teilnehmergruppe aufzunehmen, die für diese Gruppe unter Umständen viel besser geeignet wären („Aber in den Noten steht es doch anders…“). Daher braucht man ein gutes Gedächtnis für die Startpatterns, einen Plan, wie man beginnen kann, und den Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen. Dazu will dieses Buch ermutigen.

Aus dem Inhalt: Was is ein Live-Arrangement • Heterogenität als Potenzial • Notenfreies Unterrichten und Musizieren • Fehlerfreies Musizieren statt Üben • Die Keimzelle • Rhythmische Transformationen • Formale und harmonische Aspekte • Improvisation • Aufführung • Chorarbeit im LA • Bass/Gitarre/Drums • Bodypercussion/Vocussion/Stimme • Keyboards/Klavier • Vom Kammerton zum Musikstück • Vom Klischee zur Gruppenimprovisation • Vom Dominostein zum Percussion-Arrangement • Vom Flohwalzer zum Band-Groove • Pata Pata • Swing Low • La Bamba • Latin • Reggae/Ska • Ballade • Funk/Soul/HipHop •  Vom Pattern zum Song • Glossar • Quellen, Noten, Literatur usw.