Jürgen Terhag

Kurztexte

Jugendkulturen – Erwachsenenkulturen – erwachsene Jugendkulturen
Musikalische Generationsbeziehungen

Gegen Ende der 1980er Jahre habe ich unter jugendsoziologischen Aspekten die Möglichkeiten und Grenzen der Musikpädagogik im Zusammenhang mit Populärer Musik analysiert (Terhag 1989). Vor dem Hintergrund einer empirischen Untersuchung unter Musikpädagog/innen und einer textkritischen Untersuchung entwickelte ich die Begriffe Jugendkulturen, Erwachsenenkulturen sowie erwachsene Jugendkulturen und schlug eine pädagogisch statt musikalisch bestimmte Unterteilung von Populärer Musik in ihre pädagogisch eher problematischen Bestandteile sowie ihre unproblematischen Bereiche vor. Die pädagogisch unproblematischen Bereiche der Populären Musik habe ich unter dem Begriff Schulmusik zusammengefasst und von den pädagogisch eher problematischen Bestandteilen Populärer Musik definitorisch getrennt; Letztere bezeichnete ich als Schüler-Musik. (Terhag 1989, S. 48ff).

Dabei umfasst die oft problembeladene Schüler-Musik vor allem deren „jugend- und subkulturelle Aspekte, den Umgang der Jugendlichen mit 'ihrer' Musik, die Rolle der Musik in Alltag und Freizeit, ihre Bedeutung bei der Indentitätssuche, jugendspezifische Hörgewohnheiten sowie jugendliche Ansprüche an Musik." (Terhag 1989, S. 49). Als pädagogisch eher unproblematisch umfasst die Schul-Musik „ältere, jedoch musikalisch schülernahe Populäre Musik, im Klassenverband relativ authentisch zu reproduzierende Populäre Musik, von einer ganzen Klasse bevorzugte Populäre Musik, von Lehrer/innen und Schüler/innen gleichermaßen bevorzugte Populäre Musik sowie die von Populärer Musik ausgehende 'schnelle' Motivation der Schüler/innen, die jedoch meist auf diese Musik beschränkt bleibt." (ebd.) Schul-Musik und Schüler-Musik werden als „getrennt zu analysierende und doch zusammengehörende Seiten der Populären Musik" beschrieben (Terhag 1989, S. 59); die zentrale Aufgabe der Musikpädagogik besteht dabei darin, diese beiden Seiten der Populären Musik zusammen zu führen, wobei „dieses Zusammenfügen ein bei vielen Lehrer/innen noch zu entwickelndes Gespür für die Möglichkeiten und vor allem die Grenzen der Pädagogik erfordert." (ebd.)

Für die musikpädagogische Aus- und Fortbildung bedeutet dies, dass künftige Musiklehrer/innen neben der Entwicklung und Förderung musikpraktischer Fertigkeiten und der Erlangung stilistisch-historischer Kenntnisse auch dafür sensibilisert werden müssen, wie sie als Erwachsene mit jugendkulturellen Entwicklungen umgehen können. Das ist inzwischen recht anschaulich dadurch erreichbar, dass Studierende mit den für ihre Jugendgeneration verfassten musikpädagogischen Entwürfen konfrontiert werden.

Literaturhinweise

Jürgen Terhag: Populäre Musik und Jugendkulturen. Regensburg 1989. S. 50ff.